Venezuela – Die Kunst des Überlebens
International - A podcast by Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) - Saturdays
Die Wirtschaft in Venezuela ist am Boden und die Inflation frisst die Löhne weg. Für viele ist der Alltag ein täglicher Überlebenskampf. Doch trotz der allgegenwertigen Armut sitzt das Regime rund um Nicolás Maduro fester im Sattel denn je. Venezuela verfügt über die grössten Erdölreserven der Welt. Doch die Menschen profitieren kaum davon. Das Benzin ist teuer, viele müssen es sich daher auf dem Schwarzmarkt besorgen. Das gilt auch für andere grundlegende Konsumgüter: Zwar kann man sie kaufen, doch leisten, können es sich die meisten nicht. Zwar sind die Zeiten der Hyperinflation vorerst vorbei, doch noch immer steigen die Kurse täglich an: «Als ich vor zwei Monaten ankam, war der Dollar bei 9 Bolivares, heute muss ich 19 Bolivares für einen Dollar zahlen », sagt Danny Canuizalez. Wie viele andere ist er vor ein paar Jahren ausgewandert, um woanders sein Glück zu finden. Nun ist er erstmals wieder auf Besuch zu Hause. Zu den hohen Preisen kommt ein Staatsversagen dazu. Selbst grundlegende Dienstleistungen wie Strom und Wasser funktionieren nicht. In Venezuela hat sich daher eine Art Überlebenskapitalismus verbreitet. Alle wollen etwas verkaufen oder irgendwo ein Schnäppchen erziehen. Das wenige Geld, das die Menschen so verdienen, wird so schnell wie möglich in Dollar getauscht. Parallel zu diesem täglichen Überlebenskampf hat sich eine kleine, sehr vermögende Schicht gebildet. Diese Günstlinge des Regimes verkehren in hippen Cafés und modernen Shoppingcentern in den teuren Quartieren von Caracas. Dort gibt es Parfüms für 100 Dollar zu kaufen. Das ist mehr, als eine Lehrerin im Jahr verdient. Paradoxerweise ist Venezuela offiziell sozialistisch. Doch die Schere zwischen Arm und Reich ist in Südamerika nirgends so gross wie hier. Schätzungsweise 94 Prozent der Bevölkerung gilt als arm. Und doch sitzt die Regierung rund um Nicolás Maduro so fest im Sattel wie seit Jahren nicht mehr.