Shalom aleikum – wie Israel und Marokko sich näherkommen

International - A podcast by Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) - Saturdays

Eine Million Israelis haben marokkanische Wurzeln: In Marokko gab es einst Städte, in denen mehr Juden als Muslime lebten. Marokko versucht dieses kulturelle Erbe wiederzubeleben und hat sogar die diplomatischen Beziehungen zu Israel normalisiert – dahinter stecken auch Eigeninteressen. Ende letzten Jahres wurde Israel von Marokko diplomatisch anerkannt. Zu keinem anderen arabischen Land sind die kulturellen Bande des «Judenstaats» so eng: Auf dem jüdischen Friedhof der marokkanischen Hafenstadt Essaouira ist das älteste Grab mehr als 500 Jahre alt, erzählt Friedhofswärter Mouhcine Aarouche. Noch sein Grossvater habe im jüdischen Viertel der Stadt mit Juden zusammengearbeitet. Die Staatsgründung Israels und die nachfolgenden Kriege nahmen zehntausenden Familien aus Palästina ihre Heimat, sie entwurzelten aber auch die meisten Jüdinnen und Juden in den arabischen Staaten. Besonders viele in Marokko: Vor der Staatsgründung Israels waren zehn Prozent der marokkanischen Bevölkerung jüdisch. Die ältere Generation in Essaouira erinnert sich, wie die Nachbarn in den 50er und 60er Jahren die Koffer packten und das Land Richtung Israel verliessen. Marokko hat angefangen, Synagogen zu restaurieren, der König höchstpersönlich eröffnet jüdische Zentren. In der neuen Verfassung Marokkos wird das jüdische Erbe des Landes ausdrücklich anerkannt. In den Schulen soll die Geschichte des jüdischen Marokkos Bestandteil des Lehrplans werden. Dass Marokko Ende 2020 soweit ging, diplomatische Beziehungen zu Israel aufzunehmen, hat aber auch mit Donald Trump zu tun. Der damalige US-Präsident stand Pate, als Marokko, kurz nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain, die Beziehungen zum «Judenstaat» normalisierte. Es ging dabei nicht nur um Friedenssuche, sondern auch um Wirtschaftsinteressen, ja selbst Marokkos Anspruch auf die Westsahara. Die Reportage über eine komplexe Annäherung, mit Stimmen aus Israel und Marokko.

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