Israel/Palästina – 100 Jahre Blut und Tränen

Als die palästinensisch-israelische Schriftstellerin Fida Jiryis vor zehn Jahren begann, ihre Familiengeschichte zu erforschen, ahnte sie nicht, welche alten Wunden diese in ihr aufreissen würde. Ihr Buch ist eine persönliche Chronik der Tragödie zweier Völker und zahlloser verpasster Chancen. * Mit zehn Jahren verlor Fida Jiryis ihre Mutter. Getötet wurde diese 1983 in einem Bombenanschlag in Beirut. Dorthin hatte sich der Krieg zwischen militanten Palästinensern und der israelischen Armee zwischenzeitlich verschoben. * Mit zehn Jahren erlebte Sabri Jiryis, der Vater der palästinensisch-israelischen Schriftstellerin, wie muslimische Dörfer rundum sein christliches Dorf Fassuta im Norden Palästinas, respektive Israels, verschwanden. * Mit zehn Jahren erlebt Jahid heute im Flüchtlingslager Dschenin im besetzten Westjordanland permanente Gewalt zwischen Palästinensern und Israelis. Weil das Lager als Terror-Nest gilt, sind Razzien der israelischen Streitkräfte an der Tagesordnung. Der Junge sagt: «Früher habe ich geweint. Heute kommen mir nur noch die Tränen hoch, wenn es richtig hart wird.» Drei Generationen in einem Jahrhundert ohne Perspektive. In ihrem Buch «Fremde im eigenen Land» versucht Fida Jiryis herauszufinden, warum ihre Mutter so früh im Exil sterben musste, was ihren Vater einst antrieb, den bewaffneten Kampf gegen Israel gutzuheissen. Fida Jiryis scheut keine schmerzhaften Einsichten und macht Palästinenser und Israelis gleichermassen für verpasste Chancen und das endlose Leid verantwortlich. Angesichts der Wucht, mit welcher der Konflikt im Oktober wieder explodierte, wirkt ihre Chronik fast schon prophetisch. Die Reportage.

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