Auf eine Currywurst mit den Deutschen
International - A podcast by Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) - Saturdays
Fleisch gehört zur deutschen Identität. Egal ob Wurst oder Schnitzel, gegessen werden gerne üppige Portionen vor allem billigen Schweinefleischs. Eine hocheffiziente Fleischproduktion und Billiglöhne sorgen für günstigen Nachschub. Doch Ansprüche an Moral und Qualität stellen Omas Rezepte in Frage. «Super, wirklich super» schwärmt Michael Wagner mit vollem Mund von der Currywurst, die er mitten auf einer Kreuzung in Berlin auf die Schnelle isst. Im Imbissstand bereitet Tarek die Würste im Stakkato zu. Viele Deutsche lieben schnelles, billiges Essen und Fleisch gehört einfach dazu. Schon die alten Römer fanden, dass die Germanen keine ausgeprägte Esskultur haben. Das schlichte Essen gehört zur deutschen Identität und Fleisch wurde zum Kulturgut. Seine Verfügbarkeit für alle sorgte einst für politische Stabilität. Landwirte wie Henning Kock produzieren günstiges Schweinefleisch. Im sogenannten «Schweinegürtel», einer Region südwestlich von Bremen, hält er 2600 Tiere. Sie sind genetisch so veranlagt, dass sie sich trotz dauernder Verfügbarkeit von Futter nicht überfressen und rund 900 Gramm pro Tag zulegen. Mit Fleisch verdient auch Alina Henrici ihr Leben. In ihrer Metzgerei in Hessen lädt sie Kinder in die Wurstküche ein, damit diese verstehen, dass die Wurst nicht vom Discounter, sondern vom Tier kommt. Für viele ist Fleisch nicht wegzudenken. Doch nun streicht Freiburg im Breisgau das Fleisch vom Menu der Grundschulen und Kitas. Die Aufregung ist gross.