Folge 5 - Spaltkopf von Julya Rabinowich

Es ist passiert: Wir waren uns das erste Mal uneinig. Als wir uns vor der Aufnahme kurz über unseren ersten Eindruck austauschten, war Vivi von Sprache und Form begeistert, Katha eher ernüchtert. Nichtsdestotrotz ist Spaltkopf ein Roman, den man lesen kann. Er ist unbequem und drückt das durch Sprache und Aufbau, Einschübe und unklare Verhältnisse auch immer wieder aus. Julya Rabinowitsch stellt in der Geschichte der kleinen Mischka, die im Alter von sieben Jahren mit Eltern und Großmutter ihre sowjetische Heimat verlässt, ihre eigene dar. Kulturschocks, versuchte Anpassung und gleichzeitige Abgrenzung und das Leben und Suchen zwischen zwei Identitäten sind Problematiken, mit denen Mischka kämpft, doch auch ihre Erwachsenen Bezugspersonen tragen innere Konflikte aus. Wir sprechen in der Folge über Entwurzelung, innere Zerissenheit und wie man über diese schreiben kann und darüber, ob Sprache auch mal unangenehm sein kann und muss. Spannend, wenn man mal richtig darüber diskutieren kann, was Bücher mit einem machen!

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Damals in der Schule, als du mit dem Textmarker deine gelben Reclamhefte bearbeitet hast. Die von Goethe, Schiller und Lessing, all den Großen eben. An wie viele Frauen erinnerst du dich da, die du gelesen hast? Wir, Vivi und Katha, eine Literaturwissenschaftlerin und eine Journalistin, 27 und 28 Jahre alt, konnten diese Frage mit weniger als drei in unseren jeweils dreizehn Jahren Schuljahren beantworten. Ein belastendes, aber kein verwunderliches Ergebnis. Bei all der Männerzentriertheit in Feuilletons, Preislisten und Kantonisten. Und dem Sexismus, dem sich gestandene und neue, alte und junge, weiße und nicht-weiße Autorinnen aussetzen müssen. Habt ihr keinen Bock mehr drauf? Wir auch nicht. Ehre wem Ehre gebührt!