Episode 175: Dracula, 1958

Man kann Terence Fishers Dracula auf mindestens zweierlei Weisen gucken: eine, bei der man den Plot ernst nimmt und glaubt, es geht um die Vernichtung Draculas (zum ersten Mal: Christopher Lee) durch Van Helsing (Peter Cushing). Dann muss man sich allerdings auf Langeweile einstellen. Das liegt daran, dass sich die vermeintlich Guten und Redlichen hutzelige Männchen mit stiff upper lips sind, fast noch reaktionärer als die männliche Besetzung von Bram Stokers Roman. Damit lässt sich der sagenhafte Erfolg des Films nicht erklären. Die viel schönere und plausiblere Alternative: wir schauen den Film und gehen davon aus, dass sexy Dracula der Held ist. Wir reden darüber, wie Terence Fisher seinen Film so baut, dass das Publikum gar nicht anders kann als - frei nach William Blake - of the devil's party without knowing it zu sein. Und schwelgen in Technicolor und Christopher Lees Byronic badness.

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.