Episode 105: Wiegenlied für eine Leiche (Hush... Hush, Sweet Charlotte), 1964

Ein Filmarchiv - A podcast by Brockmann & Ecke

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Bette Davis spielt die junge Debütantin, die bald im Süden der USA verheiratet werden soll. Soweit bekannt aus den großen Tagen Hollywoods. Problem nur: sie ist bei HUSH… HUSH, SWEET CHARLOTTE weit über 50 und soll sogar eine Frau über 60 spielen. Wir sehen schon, hier wird reflektiert und schon postmodern mit der Filmgeschichte gearbeitet, sogar noch bevor New Hollywood dies zur Norm macht. Robert Aldrich, zu dieser Zeit einer der wenigen Regisseure, die auch ihre Filme produzieren dürfen, merkt aber, dass er nur so Leute vom TV in das Kino ziehen kann. Und er schafft es auch, politischen Subtext zu bieten, denn er erschafft einen Film, der tief im Southern Gothic verankert ist und so auch die aktuellen Rassenunruhen kommentiert, indem er zeigt, wie die schwarze Bevölkerung im Süden immer noch die Diener sind, aber auch, indem er mit Agnes Moorhead eine weiße Schauspielerin die Rolle im gleichen, rassistisch geprägten Stil spielen lässt, die in Filmen wie GONE WITH THE WIND (1939) noch schwarze Darsteller spielen mussten. Aber der Film ist weit mehr Komödie, klassisches Schauspiel auf 12 gedreht und eine radikale Selbstparodie der Schauspieler, neben Davis auch Joseph Cotton oder Olivia De Havilland, die ihre Klischee-Rolle alter Zeiten auseinandernehmen dürfen. Man merkt: Aldrich ist einer dieser Mavericks in Hollywood, die den Weg für die jungen Wilden frei gemacht hat, die schon bald das US-Kino auf links drehen werden.

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