Episode 077: Die Mörder sind unter uns, 1946
Ein Filmarchiv - A podcast by Brockmann & Ecke
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Wie kann ein deutsches Nachkriegskino aussehen? Sollte es überhaupt eines geben? Wolfgang Staudte darf 1946 einen der ersten Filme nach dem Krieg drehen. Und er geht unmittelbar auf Konfrontationskurs: jeder im deutschen Publikum soll sich bei DIE MÖRDER SIND UNTER UNS wiedererkennen. Die eigene Repression, das eigene Leugnen der Schuld, das Wegdrängen der schrecklichen Gegenwart und der noch schrecklicheren unmittelbaren Vergangenheit. Wir unterhalten uns darüber, wie Staudte diesen Effekt erzielt: einerseits mit Vorkriegsmitteln, mit expressionistischem Licht und stark psychologisierender Kamera. Andererseits mit Brechtianischen Konzepten, die wegweisend für das ostdeutsche Kino werden sollen. Denn der Film ist eindeutig didaktisch, alles andere als subtil – aber er stellt diese Grundhaltung auch ständig aus, lässt uns als mündige Zuschauer entscheiden, ob wir bei seinen Lektionen mitgehen wollen. Und dann hängt über allem noch diese Frage: lässt sich nach dem, was geschehen ist, überhaupt eine neue Sinnhaftigkeit finden, die nicht verlogen ist?