Episode 066: Stirb Langsam (Die Hard), 1988
Ein Filmarchiv - A podcast by Brockmann & Ecke
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Etabliert als die ironische Variante eines Weihnachstsfilms ist John McTiernans Action-Film doch weit mehr, denn er bietet, so sagt unter anderem David Bordwell, die finale Re-Formulierung Hollywoods. Ganz klar: DIE HARD arbeitet mit ziemlich vielen Eindeutigkeiten und der Einheit von Raum, Zeit und Kausalität, nebenbei zeichnet sich die Filmerzählung durch eine herausragend implementierte Redundanz der Kausalitäten aus, bei der jeder Zuschauer direkt mitbekommt, was gerade warum passiert. Eindeutigkeit ist hier Trumpf. Bei all der geschlossenen Form übernimmt McTiernan rein technisch die Errungenschaften des New Hollywoods. Der Film bleibt aber, ganz gegen die Aufrührer der 60er und 70er Jahre in sich erst einmal ideologisch deutlich reaktionär orientiert. Nur eindeutig und einfach lesbar bleibt das nicht bestehen, so stellt er zugleich genügend Angebote, wie man für sich das Gesehene nach eigener politisch-gesellschaftlicher Perspektive einordnen will. Hier sind sie also wieder: die gezielten Widersprüchlichkeiten und das gekonnte Spiel mit einem maximal diversen Publikum, das wir auch aus der klassischen Ära kennen. Und doch ist der Film in seiner Zeit: John McClane kämpft seinen kleinen Kampf um die eigene männliche Identität gegen die globalisierten Achsenmächte, die nun wirtschaftlich den Blue-Collar-Cop in die Ecke drängen, während seine Frau emanzipiert genug ist, um nicht nur auf eigenen Füßen zu stehen, sondern den braven Polizisten auch intellektuell, wie finanziell in die Tasche zu stecken. Das Individuum des virilen Machers ist hier, ganz gegen die 80er Action-Formel, nicht mehr der Experte, der aufräumt, sondern ein Fehler im System des Heists, den der wahre, gebildete Spezialist des Films, sein Gegenspieler Hans Gruber inszeniert. McClane ist ein reagierender, einsamer Mann auf der Suche nach sich selbst und dem Familienglück. Die schlussendliche Interpretation bleibt offen genug gestaltet, dass wir uns dennoch hineingezogen fühlen in einen soghaften Film, der auf seiner Ebene, mit dem was er will, in Sachen Drehbuch und Regie nahe an die Perfektion kommt.