Deutschland vor vorgezogenen Neuwahlen?

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Wenn das Erstarken der politischen Ränder die Parteien der politischen Mitte zu lagerübergreifenden Koalitionen der großen Kompromisse nötigt, schwächt dies besagte politische Mitte erfahrungsgemäß häufig noch weiter und mündet schlimmstenfalls in einem Teufelskreis zunehmender demokratischer Instabilität. Nein, wir reden hier nicht über das Jahr 2024, sondern über das Jahr 1924, in dem die Reichstagswahl vom Mai keine klaren Mehrheiten hervorgebracht hatte. Die Regierungskoalition aus Zentrum, DVP und DDP unter Kanzler Wilhelm Marx benötigte wahlweise entweder die Unterstützung der geschwächten Sozialdemokraten oder der erstarkten Deutschnationalen, vermochte sich aber dauerhaft auf keine der beiden Optionen zu einigen. Der DVP-nahe Hamburgische Correspondent tendierte eindeutig zu einer Öffnung nach rechts und plädierte deshalb in seiner Ausgabe vom 5. Oktober als letztem Ausweg für Neuwahlen – nicht ahnen könnend, dass aus diesen im Dezember dann just die SPD als große Gewinnerin hervorgehen sollte. Es liest Frank Riede.

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